Es „bitzelt“ sie noch heute. Auf der Couch. Wenn die Rennen bei der alpinen Ski-Weltmeisterschaft in Cortina laufen – erst recht, wenn ein Allgäuer Edelmetall gewinnt – kann Heidi Biebl einfach nicht anders: „Ich verpasse kein Rennen. Vom ersten Läufer bis zum letzten Zieleinlauf“, sagt die 79-jährige Oberstaufenerin. Und so hat die Olympiasiegerin von Squaw Valley 1960 dieser Tage in ihrem Wohnzimmer ein straffes Programm – schließlich stehen derzeit im Norden Italiens 13 Medaillenentscheidungen binnen 14 Tagen an. „Natürlich interessiert mich das Ski-Geschehen noch heute. Man sieht an der Silbermedaille von Andreas Sander, welche Faszination der Skisport hat“, sagt Heidi Biebl und ergänzt mit trockenem Humor: „Da kann auch jemand von der Zeitung anrufen: Wenn ein Rennen läuft, geh’ ich nicht ans Telefon.“
Eine schillernde Figur der internationalen Ski-Sportszene Anfang der 1960er Jahre: Heidi Biebl gewann Olympia-Gold 1960 in Squaw Valley war Weltmeisterin, 30-malige Weltcupsiegerin und 15-fache deutsche Meisterin. Am Mittwoch wird die ehemalige Athletin vom Skiclub Oberstaufen 80 Jahre alt.
„Ein ruhiger Tag mit meinem Mann – und WM schauen“
Das dürfte auch am kommenden Mittwoch so sein. Denn aufgrund der Corona-Pandemie kann Biebl diesen für sie besonderen Tag ohnehin nicht angemessen feiern. Am 17. Februar wird die ehemalige Weltklasse-Skirennläuferin 80 Jahre alt. „Gar nichts werde ich machen, es geht ja nichts im Moment“, sagt die Oberallgäuerin. „Ich werde einen ruhigen Tag mit meinem Mann Bora haben – und Ski-WM schauen.“
Entsprechend wird die 15-fache deutsche ihren Ehrentag gemächlich angehen und vorsichtig in Erinnerungen schwelgen. Lange bevor der Skiweltcup erfunden wurde, gewann Biebl besagte Goldmedaille, war Weltmeisterin, wurde vom Weltverband zur weltbesten Skirennläuferin gekürt – und siegte 30 mal bei internationalen Fis-A-Rennen, dem heutigen Skiweltcup. In den Folgejahren gewann die Athletin vom Skiclub Oberstaufen den „Großen Bambi-Ehrenpreis“ nach den drei fulminanten Kombinationssiegen bei den berühmten SDS-Rennen im Schweizer Grindelwald 1961, 1962 und 1963.
Heidi Biebl gewann 1961, 1962 und 1963 unter anderem die prestigeträchtigen Skirennen im Schweizer Grindelwald.
Dabei hatte sich Biebl schon als Teenagerin vor 61 Jahren ihr eigenes Denkmal auf der großen Weltbühne errichtet, als sie zwei Tage nach ihrem 19. Geburtstag als damals jüngste Skisportlerin Abfahrtsgold mit der Nummer „8“ auf dem Trikot bei der achten Auflage der Olympischen Winterspiele in Squaw Valley gewann. Die Triumphfahrt hatte seinerzeit zwar die Sportbegeisterten überrascht, nicht jedoch die Fachwelt. Vier Jahre später nahm Biebl ein weiteres Mal an Olympischen Spielen teil, verpasste in Innsbruck mit zweimal Rang vier in Abfahrt und Slalom allerdings dabei eine weitere Medaille. „Die Erinnerungen sind inzwischen zu weit weg“, sagt Biebl mit Blick auf die Gefühle, wenn sie dieser Tage die alpine Ski-Weltmeisterschaft am Fernsehschirm verfolgt. „Und wenn ich zurückdenke, fallen mir eher die Fehler ein, die ich damals als junges unbedarftes Mädel gemacht habe. Die ganze Sportwelt heute kann man nicht mehr mit der damaligen vergleichen.“ Und doch strahlen Biebls Erfolge noch heute.